Der Engel der Gerechtigkeit


Nach jüdischer Überlieferung ist der Engel der Gerechtigkeit jener Engel, der im Land Morija Abraham Einhalt gebot, als dieser seinen Sohn Isaak opfern wollte, nachdem Gott Abraham auf die Probe gestellt hatte (vgl. Gen 22,1–19). 

Zudem ist der Engel der Gerechtigkeit einer der Engel, die den armen Lazarus in Abrahams Schoß trugen.


Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

Bilder vom Lazarus-Gleichnis aus dem Codex Aureus Epternacensis um 1030, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum

Jedes Unrecht ist von Gott verlassen.

Joseph von Görres

Ich verbinde die Gebote des Himmels mit der Erde und strecke meinen Arm gegen das Unrecht aus - denn ich bin der Engel der Gerechtigkeit. Was auf Erden an Unrecht geschieht, trage ich vor Gottes Thron und Weisheit, damit es dereinst beim Jüngsten Gericht aufgewogen werde. Ich halte die Zehn Gebote Gottes im Herzen und lege sie dir ins Gewissen, damit sie zum Fundament deines Denkens und Handelns werden. Besonders wichtig ist mir, dass du die Würde jedes einzelnen Menschen achtest (Tag der Menschrechte, 10. Dezember) und die Güter, die dir zum Überfluss gereichen, mit anderen teilst.