Auslegung: Wann ist ein Leben ein gutes Leben?

Dieser Text im Johannesevangelium ist eine Fortsetzung des Berichtes von der wunderbaren Brotvermehrung. Weitere Menschen haben davon gehört. Sie suchen Jesus. Ist es Jesus als Prophet oder als Prediger vom Reich Gottes, den sie suchen, oder ist es der Wundermann, der leiblichen Hunger stillen kann? Jesus sieht das recht nüchtern, indem er die Antwort gibt: Ihr sucht mich wegen körperlicher Sättigung, als Brotgeber und Sattmacher. Ich kann aber viel mehr geben: Eine Speise, die nicht verdirbt und immer sättigt, sogar über dieses Leben hinaus. Diese Speise, so sagt er dann später nach einer Rückschau auf Mose und die göttliche Speise in der Wüste, ist er selbst. Und dann folgt ein Satz, der es aber sowas von in sich hat: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“
Dieser Satz ist der Schlüssel zu unserer Ursehnsucht, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch-geistig Nahrung zu bekommen, die uns wirklich nährt. Erfülltes Leben braucht mehr als Haus, Auto, finanzielle und materielle Sicherheit. Erfülltes Leben muss sinnvolles Leben sein.
Ein erfülltes und sinnvolles Leben kann auch ein schweres, ein eingeschränktes, ein Leben mit Krankheit, Not und Sorgen sein.
ABER, wenn es ein Leben ist, das durch eine tiefe Sinnquelle genährt wird, das das Glück der Nähe Gottes kennt, dieses Leben wird dann ein gutes Leben.
Jesus sagt, dass er dieses Mehr an Leben selbst ist, ein Leben, das nie mehr hungern und dürsten muss, weil es Halt, Geborgenheit, Gottesnähe, Lebenssinn und Liebe schenkt. Die Beziehung zu IHM, der Glaube an IHN, darin liegen die Schlüssel, die Verschlossenes öffnen, Weite, Erkenntnis, Klarheit, Trost und Frieden schenken.
Der Mensch ist immer einer, der unterwegs ist, ein „Homo viator“. Auf unserem Weg durch´s Leben erleben wir Herausforderungen, Gelingen, Scheitern, Nicht-mehr-weiter-können und Doch-wieder-Weitergehen, Krankheit und Gesundheit, Liebe und Leid, Einsamkeit und Zweisamkeit, Verlorenheit und Glück. Nicht wenige Menschen verlieren sich in reinem Materialismus, in Neid, Eifersucht, Kleinkariertheit, im Horten von Materiellem und verlieren dabei Lust, Ziel und tieferen Lebenssinn.
In Jesus tritt einer auf, der von sich sagt:
- Ich bin das Brot, das dich nährt sogar bis zum ewigen Leben.
- Ich bin der Weg, ich bin bei dir, wenn du durch´s Leben gehst. Du kannst auf mir gehen. Du erkennst mich bloß nicht.
- Ich bin die Wahrheit, die dich wirklich frei macht. Wie vielen Heilsverkündern sind wir schon aufgesessen? Sie wollten dabei nur ihr Bestes und nicht unser Heil. Jesus ist da ganz anders.
- Ich bin das Leben, der Sinn unterwegs bis zum Ziel und darüber hinaus.
- Ich bin die Tür, durch die du zum wahren Leben finden kannst, einem Leben zwar in der Welt mit ihren Herausforderungen, aber nicht von dieser Welt. Meine Kraft geht über diese hinaus.
- Ich bin dein Heiland, dein Freund, dein Gefährte, dein Sinngeber und Zielfinder, ich bin deine Nahrung und dein Kompass unterwegs. Bleibe an mir dran, denn sonst geht dir die Luft, die Nahrung, die Kraft aus.
Wer auf Jesus in seinem Leben setzt, wer an ihn glaubt und in Beziehung mit ihm lebt, wer in Jesus investiert, der erhält eine unglaublich hohe Rendite, die ihn gut leben lässt, nicht nur für sich selbst, sondern für alle, die mit diesem Jesusjünger, die mit dieser Jesusjüngerin zu tun haben werden. Diese werden nämlich spüren, dass das Leben mit und das Leben aus Jesus Christus Glück schenkt und Lebenssinn gibt. Amen.
(Pater Christoph Kreitmeir)
Bibelstelle: Joh 6, 24-35

In jener Zeit, als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger am Ufer des Sees von Galiläa waren, stiegen sie in die Boote,
fuhren nach Kafárnaum und suchten Jesus.
Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen?
Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt.
Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?
Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
Sie sagten zu ihm: Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.
Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.
Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot!
Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.


